Training bei der Elite! – GIDJM-Vortraining in Kiel
In Vorbereitung auf die GIDJM 2022 trainieren die Kadersegler des Sailingteam Brandenburg im Opti, Laser und 29er mit weiteren Nachwuchstalenten und Gästen derzeit im Olympia-Stützpunkt der Segler in Kiel-Schilksee. An welch historischer Stätte in welch exquisiter Gesellschaft die jungen Talente hier trainieren, ist den Opti-Seglern am vierten Tag ihres Training Camps bewusst geworden bei einer spannenden Führung durch den DSV-Bundesstützpunktleiter Hendrik Ismar. Bis dahin waren sie komplett gefordert von überaus wechselhaften, schwierigen Windbedingungen.
Landestrainer Jan Müller berichtet von den ersten Trainingstagen:
„Drei intensive Tage mit vier verschiedenen Windbedingungen liegen hinter uns: am ersten Tag Reviergewöhnung, am zweiten Tag Fahrtechnik bei leichterem Wind und Kappelwelle, aber extrem drehig. Am zweiten vollen Trainingstag hatten wir vormittags tolle Bedingungen und haben super Übungen gemacht – da hatte ich endlich den Drive – am Nachmittag hatten wir dann aber aus dem Nichts ohne Vorhersage plötzlich 20 Knoten und mussten wiederum umswitchen und lange Strecke fahren. Nicht für jedes der Kinder war dieser Umschwung umsetzbar.
Heute (Mittwoch, 27.07.) wiederum richtig Hack – darauf konnte ich mich aber einstellen. Nach anderthalb Stunden waren die Kleinen müde und wir mussten sie reinbringen. Die vier Großen waren auch ziemlich schnell ganz schön platt – nach drei Tagen mit viel Wind. Insgesamt eine aufregende Zeit – ein intensives Training, nur leider wegen der Bedingungen nicht so strukturiert, wie ich es mir gewünscht hätte. Ab morgen, wenn Jonas das Training übernimmt, sollten die Windbedingungen aber mehr Struktur ermöglichen. Der Plan für Donnerstag bis Samstag ist: Fahrtechnik bei Kappelwelle und Starts zu üben.“ Jan Müller ist insgesamt sehr zufrieden, doch würde er sich wünschen, „(…), dass hier und da ein Segler gerade bei solchen Bedingungen seine Grenzen noch mehr austesten und ausloten würde. Jetzt freue ich mich sehr auf die Deutsche Meisterschaft. Ich glaube, das werden zwölf tolle Tage!“
Routiniert, professionell und sich gegenseitig ergänzend berichten die A-Segler Simeon Schubach (LRS) und Tim Giese (SCK) sowie die baldigen Umsteiger Valentin Rangnow (SCMK) und Max Willi Fenger (ESVK) von ihren Eindrücken. Man könnte meinen, die Jungs wollen ihrem Trainer als Podcaster in „Viel Wind um Nix“ nacheifern. Sie erzählen:
Simeon: „Am ersten Tag sind wir nur die Nachmittagseinheit gesegelt.“ Tim: „Wir sind ja auch erst angereist, und haben die Einheit gemacht, um uns schon einmal an das Revier zu gewöhnen. Das hat meiner Meinung nach ganz gut geklappt.“ Valentin: „Das stimmt: da hat man gemerkt, dass die Wellen nicht nur von einer Seite kommen.“ Tim: „Der Wind war auch drehig und stark wechselhaft.“ Simeon: „Bei nicht zu viel Wind bildet sich eine unangenehme Kappelwelle – bei viel Wind zwar auch, aber da merkt man es nicht so extrem, weil man gut rüberkommt. Am ersten Tag war nicht zu viel Wind – gut Wind zum Segeln.“
Tim: „Am zweiten Tag hat uns Jan dann einen Trick verraten, wie wir besser über die Kappelwelle drüber- oder durchkommen …“ Valentin: „( … ) und zwar sollten wir mit der (Simeon: „Lee“)-Kante vom Opti vorne in die Welle gehen.“ Tim: „und nicht zu hoch segeln.“
Simeon: „Man segelt ein bisschen tiefer, dass man die Luv-Kante immer als neue Spitze hat und gut durch die Welle durchkommt und Speed behält. Das haben wir dann viel geübt.“ Valentin: „Dann sind wir auch noch Rennen mit den Baden-Württembergern gefahren.“
Simeon: „Am dritten Tag war gut Wind. In der ersten Einheit ging der Wind noch, hat sich dann aber gesteigert. Da sind wir ein bisschen runtergefahren, aber nicht zu weit. Die zweite Einheit haben wir zusammen mit den Baden-Württembergern gemacht,“ (– Max: „Und dann hat es auch noch geregnet!“ – ) aber keine Races, eher Übungen ( … )“ – Tim: „Zuerst Pfadfinderstart mit einem längeren Kurs und danach musste der Erste an der Luvtonne zwei Kringel machen.“ Simeon: „Der Erste bekam einen Punkt. Wer zuerst drei Punkte hatte, hat gewonnen.“
Simeon: „Heute, am vierten Tag, haben wir von Anfang an viel Wind gehabt.“ Tim: „Wir sind hauptsächlich Strecke gefahren. Vorwind – hat extrem viel Spaß gemacht. Wir haben versucht umzusetzen, was Jan uns gesagt hat.“ Max: „Und ich war krank!“ Tim: „Unten war zuviel Wind für Valentin, Luise und Anna. Sie wurden von Marc abgeholt, da die 29er nicht rausgefahren sind.“ Simeon: „Genau. Dann ist nur noch der Kader weitergesegelt.“ Tim: „Unten haben wir auch noch die Laser gesehen. Dann bin ich komplett vollgelaufen, weil ich gebuddelt habe. Ich konnte nicht mehr ausschöpfen, weil immer wieder Wasser reingekommen ist. Dann hat mir Jan geholfen.“ Simeon: „Währenddessen sind wir runtergefahren und haben unten einen zwei-Minuten-Start gemacht und sind hochgekreuzt zu Tim. Dann sind wir nochmal hochgekreuzt, haben noch einen kurzen Vorwind gemacht.“ Tim: „Der hat extrem Spaß gemacht.“ Simeon: „Dann folgte noch eine lange Kreuz und noch eine – und dann sind wir quasi Halbwind in den Hafen gefahren und haben zwischendurch noch etwas gegessen, weil es ja eine lange Einheit war von halb elf bis 14 Uhr.“
Die Mädels ergänzen mit ihren Erfahrungen:
Maike Kulik, ESVK: „Mir hat es gut gefallen, dass immer viel Wind war und wir wirklich hängen konnten. Heute war es dann richtig anstrengend. Ich bin jetzt auch ziemlich kaputt. Aber ich bin mit dem Wind viel besser klargekommen, worüber ich erstaunt war.“
Anna: „Ich fand die Tage gut, habe aber Probleme mit den großen Wellen, bin ja auch noch recht leicht. Das Essen ist lecker.“
Luise Nicolas, SGZ: „Bis auf den heutigen Tag war der Wind gut. Mir haben die kleinen Kappelwellen nicht gefallen, weil man mit dem Bug immer so dagegen gestoßen ist. Wir haben aber gelernt, wie man damit umgehen kann. Da wir bei uns zu Hause nicht so viele sind, war es für mich außerdem toll, mal mit mehreren Seglern Rennen zu fahren.“
Pauline Fenger, ESVK: „Ich bin erst später gekommen und habe gleich viel Wind erlebt. Das fand ich gut – hatte aber mit den Knien kleine Probleme. Wir sind ein paar Rennen mit den Baden-Württembergern gefahren. Die haben mir echt gut gefallen.“
Highlight für alle – neben dem herausfordernden Training – die Führung durch den DSV-Bundesstützpunktleiter Hendrik Ismar:
Simeon: „Heute Nachmittag waren wir im DSV-Bundesstützpunkt.“ Tim: „Dort haben wir eine Führung bekommen (Simeon: „vom Chef“). Das war extrem spannend – und wir haben extrem viel dazugelernt!“ Maike: „Ich fand es auch total nett von ihm, dass er sich die Zeit genommen hat. Ich fand das mit der Halle sehr sehr spannend, auch den Trockenraum. Und wie viele Boote sie im Bundesstützpunkt besitzen und wieviel Arbeit darin steckt! Ich wusste gar nicht, dass die Boote in Containern in andere Länder verfrachtet werden – zum Beispiel nach Canada.“ Pauline: „Ja. Ich dachte, dass die Sportler bei Olympia Boote gestellt bekommen. Aber die Boote sind ja speziell auf die Segler eingestellt. Das war mir nicht bewusst!“
Max: „Und wir haben eine Sauna gesehen.“ Simeon: „Uns wurde wirklich alles erklärt und gezeigt – zum Beispiel auch, wie für alle Kadersegler ein spezieller Trainingsplan erstellt wird.“ Tim: „Und es geht auch darum, dass die Sportler nicht krank werden, obwohl man so viele Trainingstage wie nur möglich hat.“ Simeon: „Genau: wenn einer mal ein bisschen schwächelt, lassen sie ihn sofort pausieren, dass er sich nichts wegholt und sich erholen kann. Sie sind im Stützpunkt sehr sehr engagiert und zielgerichtet.“ Tim: „Und wir haben auch schon HP-Sailing gesehen – und Fabian Graf und Tim – hmmm – Fischer! Und wir wollen uns morgen auch noch ein Autogramm holen. Die Chance – (Einwurf Simeon: „von der Segelelite Deutschlands!“) – ein Autogramm zu bekommen, wollen wir uns nicht entgehen lassen!“
Fotos: Jan Müller; Beitrag: Ulrike Schubach