5. November 2022

Seglerisch und menschlich einfach cool – Trainingslager und Halloween-Cup am Gardasee

Während in vielen Vereinen die Boote bereits winterfest gemacht wurden, sind die Opti-Kadersegler des Sailingteam Brandenburg mit ihrer Trainingsgruppe in den Herbstferien noch einmal zu einer zwölftägigen Reise aufgebrochen. Ganz ohne Eltern – dafür immer an ihrer Seite Landestrainer Jan Müller mit Maskottchen Berry.

Maskottchen Berry zieht den Opti-Trailer.

Auf dem Weg zum Gardasee machten Luise Nicolas (SGZ), Maike Kulik, Pauline und Max Fenger (alle drei ESVK), Tim Giese (SCK) und Valentin Rangnow (SCMA) zunächst am Chiemsee einen Zwischenstopp, um den „Herbstpokal des Südens“ (22./23.10.2022) mitzusegeln.

Jan Müller berichtet: „Zum Chiemsee zu fahren und dort die Regatta zu segeln, war eine tolle Idee. Sie ist leider nicht ganz aufgegangen, weil dort wirklich kein Wind war. Und wenn Wind war, war die Wettfahrtleitung nicht die beste. Aber es war trotzdem eine Reise wert, auch mal in einem anderen Feld von 80 Seglern mit anderen Gegnern eine Regatta zu segeln – weit weg von Berlin-Brandenburg.“ Max Willi Fenger und seine Schwester Pauline sind da ganz ähnlicher Meinung. Max meint: „Sie haben bei uns B-Optis in den Wettfahrten immer Bahnverkürzung gemacht. Das habe ich nicht verstanden.“ Pauline ergänzt: „Die Regatta war eigentlich ein bisschen unnötig. Es war kein Wind. ABER: Wir haben es alleine hinbekommen, die Boote aufzuladen – wir sechs Kinder und Jan. Das war ganz cool.“

Die Kinder beim Beladen des Trailers – alleine ganz ohne Eltern! (Hier in Torbole)

Ein weiterer kurzer Zwischenstopp wurde bei der Olympia-Silber-Gewinnerin Tina Lutz eingelegt: Maike erzählt: „Tina Lutz war leider Arbeiten, aber ihr Mann war da. Wir haben alle eine Autogrammkarte bekommen und durften die Medaille nochmal anfassen und ein Foto damit machen.“

Pauline ergänzt lachend: „Danach sind wir rausgegangen und auf einen Berg mit Kühen gewandert. Tim kam auf die glorreiche Idee, sich den Berg runterzurollen. Es war ganz cool auf dem Berg – auch die frische Luft. Max ist nur leider in (…) getreten.“ Sie verrät ein weiteres brisantes Detail: „Wenn die Jungs am Chiemsee nicht das Klopapier mitgenommen hätten, dann hätten wir in Italien keins gehabt.“

Zu Besuch bei Tina Lutz.

Davon abgesehen, war die Ferienwohnung in Torbole richtig cool – mit Pool. Obwohl es darin ordentlich kalt war, haben die Kinder gebadet – und ein Abschiedsritual vollzogen, wie Maike erläutert: „Am letzten Tag wollten wir noch Luise und Pauline kentern wegen ihrem letzten Tag als Opti-Segler. Das haben wir auf dem Gardasee aber nicht mehr geschafft. Dafür haben wir sie mit Neosachen in den Pool geworfen.“ Pauline wirft ein: „Der Pool war voll kalt – gefühlt -10 Grad.“ Auch weitere Freizeit-Aktionen standen auf dem Programm: Eis essen, den Monte Brione besteigen und die Aussicht genießen, in die Grotte fahren, Mini-Golf-Spielen.

Flaute am Nachmittag.

Die Nachmittagsaktionen hatten die jungen Segler den besonderen Windbedingungen zu verdanken. Dazu sagt Max: „Vormittags war immer viel Wind und nachmittags immer wenig.“ Der Vento sorgte für stürmische Winde am Morgen – die Ora hatte keine Chance sich durchzusetzen: Jan Müller erklärt das Phänomen: „Am Gardasee haben wir wunderbares Wetter gehabt – jeden Tag bis zu 25 Grad. Das führte dazu, dass das Windsystem ziemlich wild war. Es gab quasi keinen Südwind, der sonst immer kommt. Die Thermik ist wegen des Wetters nicht gekommen. Das bedeutet, wir hatten immer extrem starken Nordwind. Und der Südwind hat dann nur geschafft, über Mittag den Nordwind auszuschalten, so dass nachmittags nicht so richtig an Segeln zu denken war. Und vormittags gab es richtig eins auf die Nase – bis zu sieben Windstärken.“

Heftiger Wind mit bis zu sieben Windstärken am Morgen.

Beim Halloween-Cup haben sich die fünf Seniores und der eine Cadetti Max aber nichts auf die Nase geben lassen. Der Wind tobte, viele Kinder sind gar nicht an den Start gegangen, andere liefen voll oder kenterten. Den Überblick als Trainer zu behalten, war kaum möglich, so dass Jan Müller am Ende fast erstaunt war, wie gut seine Kiddies abgeliefert hatten: „Die Kinder haben sich richtig toll entwickelt. Und man sieht es auch an den Regattaergebnissen. Pauline ist in ihrer letzten Regatta im Opti ins Goldfleet gefahren, Maike und Tim im Silberfleet und Vali und Luise im Bronzefleet. Niemand im letzten Fleet: das ist natürlich großartig. Max ist bei den Cadettis sozusagen seine letzte B-Regatta gesegelt.“

Für die Kinder war der Gardasee einfach COOL. Ihr persönliches Fazit:

Maike:

„Ich fand den Gardasee sehr gut. Ich habe viel Neues gelernt. Wir hatten immer schönes Wetter und auch ziemlich guten Wind. Deswegen konnte man vertiefen, mit Wind gut umzugehen. Die Regatta war auch ganz toll. Sie war ziemlich groß. Ich finde, wir haben das alle ziemlich gut gemacht.“

Pauline:

„Die Regatta war noch mal ein schöner Abschluss, weil ich in der nächsten Saison keinen Opti mehr fahre. Und das war sehr schön.“

Luise:

„Mir hat das Trainingslager am Gardasee sehr viel Spaß gemacht – und ich habe auch sehr viel gelernt. Zum Beispiel dass man auf dem Vorwind viel mehr arbeiten muss, aber auch bei viel Wind, dass ich da viel mehr hängen muss. Die Regatta war für mich eine tolle Erfahrung. Es war die größte Regatta, die ich bisher gesegelt bin. Es waren 650 Boote am Start. Ich fand’s auch gut, dass ich es ins Bronzefleet geschafft habe.“

Max:

„Am Gardasee war es cool! Da war recht viel Wind.“

Tim:

„Das TL am Gardasee hat sehr viel Spaß gemacht. Der Wind war ein bisschen speziell. Die Regatta hat sehr viel Spaß gemacht. Mein Ziel war das Bronzefleet. Am Ende habe ich es sogar ins Silberfleet geschafft.“

Valentin:

„Das Trainingslager am Gardasee hat sehr viel Spaß gemacht, weil auch guter Wind war. Man hat viel gelernt. Bei der Regatta habe ich meine Ziele erreicht.“

Jan:

„Es war eine ganz spannende Zeit – im Sinne von: die Kids haben das super gemacht. Wir haben auch neben dem Segeln viel gelernt, wie anspruchsvoll es als Segler ist, über den Tag zu kommen und sich um einiges zu kümmern.

Insgesamt sind wir extrem viel gesegelt, haben super viel geschafft. Nicht nur seglerisch ein großer Erfolg – auch die menschliche Komponente war wichtig, dass die Kinder groß werden. Sie mussten zum Beispiel selber Abwaschen. Ich bin sehr zufrieden mit der Maßnahme.

Die Kinder beim Abwaschen.

Hängen bleibt bei mir noch der Schock mit dem wenigen Wasser im Gardasee. Überall fehlt 1,20 Meter. Wenn man das auf die Fläche des Gardasees hochrechnet und bedenkt, dass es in den anderen Seen der Alpen auch so aussieht, dann ist das schon besorgniserregend.“

Beitrag: Ulrike Schubach; Fotos: Jan Müller